Kurzarbeit? Das kann auch Pflegekräften passieren
Pflegekräfte in Kurzarbeit schicken wegen der Corona-Krise? Klingt paradox, ist aber für private Träger wie Paracelsus und die Schön Klinik schon ein Thema
Elektive Operationen abgesagt oder verschoben
Zunächst: Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben die Krankenhäuser aufgefordert, planbare (elektive), nicht absolut drängende Eingriffe wie endoprothetische Operationen aufzuschieben, um damit Platz zu schaffen für den erwarteten Anstieg bei den Covid-19-Patienten. Die meisten Kliniken haben also ihren OP-Betrieb reduziert (manchmal sogar eingestellt) und teilweise ganze Stationen leergeräumt, auf denen ab sofort separat Corona-Patienten behandelt werden könnten.
Experten rechnen nach Ostern mit Corona-Höchststand
Doch die Zahl der Corona-Infizierten schwankt stark innerhalb Deutschlands. Während manche Klinik in München wegen zahlreicher Covid-19-Patienten augenblicklich niemanden mehr aufnehmen kann, ist die Lage in anderen Teilen Deutschlands, etwa Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern, noch recht entspannt. Laut Experten steht Deutschland erst am Anfang der Krise. Die Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) rechnet nach Ostern mit einem Höchststand bei Covid-19-Patienten.
Seegeberger Kliniken Gruppe: Rehakliniken leiden besonders
Zurzeit fällt also in manchen Krankenhäusern weniger Arbeit für Ärzte und Pflegekräfte an, außerdem gehen den Kliniken wegen der abgesagten Operationen Umsätze verloren (für die die Regierung in einem gewissen Rahmen Kompensationen angekündigt hat). So erstaunt es nicht, dass Kurzarbeit augenblicklich auch in den Kliniken ein Thema ist.
Zum Beispiel bei der Segeberger Kliniken Gruppe, dem größten privaten Klinikunternehmen in Schleswig-Holstein mit rund 2.000 Betten an den Standorten Segeberg und Norderstedt: Man sei zwar noch „in Diskussion“ mit dem Betriebsrat, sagt Pressesprecher Robert Quentin. Aber da die geplanten Reha-Behandlungen in der Psychosomatischen Klinik bereits komplett abgesagt werden mussten, dürfte vermutlich „eine dreistellige Personenzahl“ von Kurzarbeit betroffen sein, neben Psychotherapeuten, Psychologen und Servicepersonal auch Pflegekräfte. „Umschichten in andere Bereiche geht hier generell nicht“, sagt Quentin.
Auslastung in Rehakliniken in Bad Waldsee hat sich halbiert
„Auch Städtische Rehakliniken beantragen Kurzarbeit“: so titelte jüngst die Schwäbische in Bad Waldsee. Die Kliniken sind mit 450 Mitarbeitern der drittgrößte Waldseer Arbeitgeber. Es sei „ein vorsorglicher Schritt“ in der Corona-Krise. Die Auslastung der Kliniken sei bis Ende März massiv auf die Hälfte zurückgegangen. Klinikdirektor Peter Blank bedauert dem Blatt zufolge, dass es den öffentlichen Unternehmen wie den Städtischen Kliniken derzeit noch nicht möglich sei, der negativen Entwicklung mit Hilfe von Kurzarbeit gegenzusteuern. Es sei hier „dringend notwendig, dass sich die Tarif-Vertragsparteien auf eine Öffnung einigen“. Man habe sich „trotzdem entschieden, Kurzarbeit zu beantragen“, um sich „vorsorglich alle Alternativen offenzuhalten“.
Schön Klinik: Ausgleich der Regierung reicht nicht
Auch der private Träger Schön Klinik – mit 14 Kliniken und 12 medizinischen Versorgungszentren in ganz Deutschland vertreten – rüstet sich für Kurzarbeit. „Rund die Hälfte unserer Betten in den Kliniken stehen leer“, schreibt Sprecherin Astrid Reining. Auch hier spielt die Absage geplanter Behandlungen die Hauptrolle, die Umsätze seien „deutlich zurückgegangen“. Man habe sich für eine finanzielle Erstattung durch die Bundesregierung engagiert, aber der Pauschalbetrag von 560 Euro sei nicht kostendeckend.